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„In Englisch hatte ich fast immer eine Fünf“, gibt Maria Noichl zu. Seit 2014 sitzt die gebürtige Rosenheimerin für die Sozialdemokraten im Europäischen Parlament. Gleich am Anfang der Gesprächsrunde stellt sie klar, dass im Prinzip jeder volljährige Bürger der Union das Recht hat, sich in das Europäische Parlament wählen zu lassen. Sprachkenntnisse sind zwar hilfreich, aber keine Voraussetzung, denn dort gilt das Prinzip der Mehrsprachigkeit.
Um mit uns, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projekts „Schools Beyond Borders and Regions“, über Europa zu diskutieren, war am 20. Juli 2022 nicht nur Frau Noichl ans Karo gekommen, sondern es reisten trotz Temperaturen jenseits der 30°C auch Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Sonthofen an, die ebenfalls am Projekt teilnehmen, sowie außerdem die zwei Projektleiter aus Italien. Aufbauend auf einen Vortrag, den wir bereits im Herbst gehört hatten, war die Gesprächsrunde zweigeteilt: Erst ging es um Europa und seine Regionen, dann konnten Fragen zu aktuellen Themen gestellt werden. Doch bei der lebhaften Diskussion waren die Übergänge hier fließend.
Frau Noichl hörte auch umfangreicheren Fragen zu und beantwortete sie ausführlich, wobei ihre Begeisterung für die europäische Idee, gegenseitige Wertschätzung sowie Respekt und Solidarität zwischen den Staaten und ihrer Bevölkerungdeutlich zu sehen waren. Die Themen reichten dabei von grundsätzlichen Aspekten wie der in der EU angestrebten Angleichung der Lebensverhältnisse aller Bürger über denBrexit bis hin zu dem ungarischen Präsidenten Viktor Orban. Doch auch die Beziehungen der EU zu afrikanischen Ländern, Abspaltungsbemühungen einzelner Regionen von denMitgliedsstaaten wie etwa in Katalonien, Tierschutz in der EU und die Gleichstellung von Frau und Mann, die Frau Noichlbesonders am Herzen liegt, wurden angeschnitten und teils leidenschaftlich diskutiert. Für viele wichtige Themen wie den Krieg in der Ukraine und die laut Frau Noichl dringend notwendigen Reformen in der EU, durch die etwa die oft nötige Einstimmigkeit bei Entscheidungen abgeschafft werden sollte, blieb am Ende leider keine Zeit mehr. Dennoch machte die Abgeordnete zum Schluss allen noch einmal bewusst, dass wir als Europäer zwar oft nur die „Baustellen“ in der EU sehen, aber nicht vergessen sollten, was bereits erreicht wurde und dass diese Leistungen etwa außerhalb Europas oft bewundert werden. Insgesamt bot der Meinungsaustausch die Möglichkeit, etwas besser zu verstehen, wie vielfältig die Themen sind, mit denen sich das Europäische Parlament auseinandersetzt, und gab uns natürlich auch spannende Einblicke in den politischen Alltag der Abgeordneten.
Johanna Schabert, Q 11