Die neunten Klassen zu Besuch in der Ohel Jakob Synagoge in München

„Ich finde es interessant, dass das jüdische Gemeindezentrum so viele Funktionen des Alltags übernimmt: Es gibt dort neben der Synagoge auch ein Restaurant, eine Kita, Schulen und Veranstaltungsräume.“  Dies war eine Erkenntnis, die bei den Schülerinnen und Schülern der 9. Klassen haften blieb, als sie sich Ende April auf den Weg in die Münchner Synagoge machten. Die Fachschaften Ev. Religion und Ethik hatten den Ausflug geplant und führten ihn auch mit Unterstützung einer Schülerrmutter und erwachsenen Lehrertochter durch.

Das Gebäude der Ohel Jakob Synagoge befindet sich auf dem Jakobsplatz in unmittelbarer Nähe zum Viktualienmarkt und Marienplatz, und damit mitten in der Münchner Innenstadt. Die Eröffnung des jüdischen Gemeindezentrums und der Synagoge am 9.11.2006 wurde weltweit als ein Zeichen der Versöhnung angesehen – denn damit kehrten die jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zurück ins Zentrum der Stadt.

Frau Perretz, eine deutsche Jüdin aus NRW, führte uns fachkundig durch die Räumlichkeiten des jüdischen Gemeindezentrums und beantwortete authentisch Schülerfragen. Sie erzählte zunächst vom Alltag im Gemeindezentrum, dem koscheren Restaurant „Einstein“ und den Festen im Hubert Burda Saal. Danach gingen wir durch den „Gang der Erinnerung“, der unterirdisch zur Synagoge führt. Hier sind die Namen von 4500 Münchner Jüdinnen und Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, in einer transparenten Glasinstallation zu sehen. Frau Perretz betonte, dass der Gang aber nicht nur zum Gedenken genutzt werde, sondern die Kindergartenkinder hier auch ab und an Autorennen veranstalteten. Dieses Beispiel mache deutlich, dass die Erinnerung an die Ermordeten ein Bestandteil des normalen Alltags sei. Der „Gang der Erinnerung“ führt symbolisch vom Dunkel der Vergangenheit ins Licht der Synagoge. Mittags schien sogar die Sonne durch die feine Stahl-Glas-Konstruktion, die an die Zerbrechlichkeit des Judentums erinnern soll. Die Stahlstreben greifen architektonisch zugleich die Form des Davidsterns auf, sodass bei Sonnenschein dreieckförmige Schatten auf den Boden geworfen werden. Das Innere der Synagoge ist schlicht gehalten, die Wände sind holzvertäfelt, die heiligen Thorarollen sind hinter einem bestickten Vorhang verborgen. Wir fanden es erstaunlich, dass die Synagoge nur aufgrund der heiligen Thorarollen ein heiliger Ort ist, und bei den meisten Schülerinnen und Schülern stellte sich auch sogleich ein Ehrfurchtsgefühl ein.

Nach der Führung machten sich die Schülerinnen und Schüler selbstständig auf den Weg, um bei einem Stadtrundgang jüdische und muslimische Spuren in der Innenstadt zu entdecken, wie ein Halal-Restaurant, einen Moriskentänzer oder eine Tafel, die an ein abgerissenes jüdisches Kaufhaus erinnert. Eine Station war das Jüdische Museum, das über die Geschichte der Jüdinnen und Juden in München sowie das religiöse Leben im Judentum informiert. Besonders beeindruckend war der Gedenkstein, der an die alte Ohel Jakob Synagoge erinnert, die von den Nationalsozialisten bereits fünf Monate vor der Reichsprogromnacht zerstört wurde.

Die Fachschaften Religion und Ethik hoffen, dass unser kleiner Einblick in das Judentum und das jüdische Leben in Deutschland dazu beiträgt, Vorurteile abzubauen und tolerant zu sein, damit ein gemeinsames friedliches Leben möglich ist.

 

Einige Schülerstimmen zur Exkursion:

Der Tag in München war sehr schön. Wir konnten zuerst jüdische Spuren und Denkmäler suchen und danach bekamen wir eine sehr informative Führung durch die Synagoge von einer gastfreundlichen Jüdin.

Ich finde es interessant, dass viele Gemeindemitglieder gar nicht so strenggläubig sind.

Der Besuch war sehr bereichernd und informativ bezüglich des Wissens über verschiedene Religionen. Die Organisation war mega! Großen Dank allen Mitwirkenden!

Während des Stadtrundgangs hatte man sogar noch genug Zeit, sich etwas zu Essen zu holen, was ich auch gut fand.

Die Führung wurde von einer sehr netten Dame gemacht und man konnte sich richtig in das jüdische Leben hineinversetzen. Abgesehen von der wunderschönen Architektur wurde auch die Geschichte erklärt. Im Großen und Ganzen ein gelungener Ausflug. Ich hoffe, dass das die nächsten Jahrgangsstufen auch erleben können!

 

Alexandra Bastian und Simone Sager