Durch drei Länder an den Gardasee

Nach einem Jahr voller Planung, Organisation und Training war es am 16. September endlich soweit. 16 Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe des Karo brachen, begleitet von den beiden Lehrkräften Frau Dütsch und Herrn Kroiß, im Rahmen des P-Seminars „Alpenüberquerung mit dem MTB“ auf, um die Alpen mit dem Mountainbike zu bezwingen. In sechs Etappen sollte es über zahlreiche Pässe, vorbei an Bergseen und durch malerische Täler von Landeck im Tiroler Oberland an den Gardasee gehen. Voller Vorfreude, etwas nervös und gespannt, was uns erwarten würde, starteten wir am Montagmorgen unser Abenteuer.

 

Nach unserer gemütlichen Zugfahrt von Rosenheim bis nach Landeck fuhren wir relativ entspannt mit dem Rad ca. 45 km flussaufwärts entlang des Inns. Nach den ersten Höhenmetern quälten wir uns bei hohen Temperaturen eine steile und steinige Forststraße hinauf zur Norbertshöhe. Von dort aus rollten wir bis in unser erstes Etappenziel, das Gästehaus Sigrid in Nauders – mit 63 km und 1150 hm ein rundum gelungener Start unser Alpenüberquerung. Den Abend ließen wir im Restaurant Martha bei leckerem Essen ausklingen.

Am Tag 2 begann unsere Reise in Richtung Gardasee um 9.00 Uhr morgens. Wir fuhren mit leichten Steigungen über die italienische Grenze zum Reschensee. Dort angekommen waren wir sehr beeindruckt von der Landschaft, sprich den Bergen und dem wunderschönen See, und legten sofort einen kurzen Fotostopp ein, um diesen besonderen Moment festzuhalten. Ein paar Kilometer weiter fanden wir die Kirche im Wasser und legten einen weiteren kurzen Stopp ein. Danach ging es entlang des Sees, umgeben von atemberaubender Natur in den Vinschgau hinunter. Die 10 km lange Abfahrt machte uns allen sehr viel Spaß und die Freude war groß. Herr Kroiß nutze diese Freude schamlos aus, um zwei Schülern eine kleine Lektion zu erteilen: Nicht vor der Aufsichtsperson fahren! Angekommen im malerischen Glurns, der kleinsten Stadt Italiens, gönnten wir uns einen Cappuccino und ein Eis in der Sonne. Nach einer längeren Pause fuhren wir gesättigt und gestärkt weiter. Dabei bemerkten wir den Bruch einer Speiche an Jonas‘ Rad. Nach einer provisorischen Reparatur rollten wir mit einigen Steigungen in Richtung Schweiz, bis nach Santa Maria. Von dort aus ging es den letzten Anstieg für diesen Tag, Richtung Umbrailpass, zu unserer Unterkunft hinauf. Am Ende standen 53 km und 1100 hm auf dem Tacho. Im Gasthof Alpenrose genossen wir unseren wohlverdienten Feierabend auf der Terrasse mit einem tollen Bergblick und leckerem Essen.

Nach einem hervorragenden Frühstück musste Jonas die gebrochene Speiche vom Vortag reparieren lassen. Dabei kam es zu einer außerplanmäßigen Verzögerung, weil die Belegschaft des Fahrradladens sich eine "heilige Kaffeepause" genehmigte, die selbstverständlich nicht unterbrochen werden konnte. Der Rest der Truppe hatte derweil eine eisige Abfahrt vom Umbrailpass, den wir leider wegen Steinschlags nicht wie geplant befahren konnten. Stattdessen fuhren wir durch das atemberaubend schöne Val Vau und machten vor einer Bilderbuchkulisse Brotzeit auf dem Pass Döss Radond in 2235 m. Anschließend ging es über einen traumhaften Singletrail durchs Val Mora wieder nach Italien. Nach einem kurzen Stopp am Lago di Cancano ging es dann über den Passo di Fraele Richtung Bormio hinab. Unterwegs fuhr sich Tim noch einen Platten, was den Rest der Gruppe zu einem Zwischenstopp in einer Pizzeria ohne Pizza nötigte: Der Holzofen war leider noch nicht eingeheizt. Die Pizza wäre allerdings gut gewesen, weil das Abendessen im Ostello Alpino für die ausgehungerten Radler etwas knapp bemessen war. Insgesamt haben wir an Tag 3 55 km und 1050 Höhenmetern zurückgelegt.

Am Donnerstag starteten wir nach einem schmackhaften Frühstück unsere vierte Etappe in Bormio. Auch hier mussten wir eine Alternativroute wählen, weil die Strecke nach Santa Caterina wegen eines Erdrutsches gesperrt war. Diese Route hatte es in sich und es ging gleich mit einigen sehr steilen Passagen zur Sache. Danach wurde es etwas flacher und wir erreichten nach knapp 700 hm den Wintersportort Santa Caterina Valfurva. Dort stärkte sich die Gruppe noch einmal kräftig, bevor es dann den 13 km langen Gaviapass hinaufging – ein weiteres Highlight unserer Tour. Als sich jeder die 900 Höhenmeter hochgequält hatte, kehrten wir stolz und überglücklich auf 2652 m ein und erholten uns vom langen Anstieg. Ausgeruht und wieder fit lag nun die 17 km lange Abfahrt vor uns. Die Passstraße schlängelte sich durch dichten Nebel und führte uns schließlich nach Ponte di Legno, unserem Zielort der vierten Etappe. Nach 55 km und 1500 Höhenmetern machten wir es uns dann nach einer leckeren Pizza als einzige Gäste im Hotel Mirella gemütlich.

An Tag 5 stand uns die schwerste Etappe bis nach Madonna di Campiglio bevor. 62 Kilometer und 1800 Höhenmeter standen auf der Tagesordnung. Der harte Aufstieg zum Gaviapass vom Vortag steckte noch allen in den Knochen bzw. eher in den Oberschenkeln, als es in der Früh durch dichten Nebel den Tonalepass hinaufging. Oben angekommen gab es eine Kaffeepause zum Aufwärmen, bis die Sonne etwas herauskam. Anschließend ging es einen Trail bergab, wobei Jonas und Laura unfreiwillig im Bergbach landeten. Danach ging es nach einem Sturz von Martin ohne schwere Verletzungen genauso holprig weiter. Die nächsten 30 km waren dann entspanntes Treten durchs Tal bis zum zweiten Anstieg des Tages, der es mit 900 Höhenmetern noch einmal ordentlich in sich hatte. Die Aufgabe wurde aber dennoch von jedem gemeistert, nur Louis kam etwas von der geplanten Route ab und musste einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Der Sprint zum Einholen der Gruppe ließ ihn dann ganz blau im Gesicht werden. Erledigt rollten wir noch ins Hotel Bonapace hinunter, in dem wir den Tag perfekt am Pool abschließen konnten.

Unser letzter Tag begann wieder mit einem reichhaltigen Frühstücksbuffet und einigen Tassen Kaffee. Danach machten wir uns auf den Weg durch die Brenta in Richtung Bärenpass. Nach einer kurzen Abfahrt fuhren wir mit moderater Steigung hinauf bis zum Lago di Valagola, einem malerischen Bergsee, umringt von den Felsen der Dolomiten. Von da an mussten wir die letzten 300 Höhenmeter bis zum Pass schieben bzw. tragen. Oben angekommen konnten wir unsere Jause mit einem tollen Bergpanorama von Adamello, Pressanella und Brenta genießen. Danach folgte eine fast 50 km lange Abfahrt und der Endspurt zum Gardasee. Nur unterbrochen von einer kurzen Eispause und einem schnell reparierten Platten, gaben wir nochmal alles, bis wir um halb vier erschöpft aber überglücklich den Gardasee erreichten. Geschafft! Drei Länder, acht Pässe, 355 km und 7700 hm.

Nach einem fröhlichen Abend in Torbole fuhren wir am nächsten Tag 20 km zum Bahnhof in Rovereto. Hier war die Konzentration nicht mehr so groß und es kam leider noch zu einem Sturz, der aber glücklicherweise gut ausging. Jetzt war unsere nahezu perfekte Reise wirklich zu Ende.

Das alles wäre aber nicht möglich gewesen, wenn wir nicht so viele tolle Unterstützer gehabt hätten. Zuerst möchten wir uns bei Frau Mattig bedanken, die uns mit einem gesponserten Begleitfahrzeug der Autovermietung Enterprise begleitet und unterstützt hat. Sie hat nicht nur unser Gepäck transportiert, sondern sie hat uns immer wieder auf dem Rad begleitet und motiviert. Außerdem war sie als Physiotherapeutin Gold wert und schaffte es jeden Abend, alle fit für den nächsten Tag zu machen. Sie erklärte der ganzen Gruppe, wie man angeschlagene Muskeln und andere Verletzungen professionell tapt. Ein ganz besonderer Dank geht auch an die Firma GORE BIKEWEAR, die alle Teilnehmer großzügig mit Trikots, Jacken und Bikehosen ausgestattet hat. Vielen Dank auch an die Firma KRAN BERGHAMMER, die sogar eigene KARO-Alpencross-Trikots mit unserem Schullogo sponserte. Außerdem gilt unser Dank der Firma MALOJA, die uns mit Trinkflaschen und Sportbeuteln unterstütze, sowie der Firma MARCO POLO, die eine großzügige Geldspende zum Gelingen unserer Alpenüberquerung beisteuerte, und nicht zuletzt der Autovermietung ENTERPRISE, die uns für die ganze Woche einen Mercedes Vito kostenlos zur Verfügung stellte, um unser Gepäck zu transportieren.

P-Seminar Alpenüberquerung

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